Frau Dr. Antje Schrupp zu Gast im Frauenforum zum Thema „Feminismus und Religion – (wie) geht das zusammen?“
Frau Dr. Schrupp, feministische Journalistin, Politikwissenschaftlerin, Theologin und Bloggerin aus Frankfurt war am 29. September 2016 zu Gast im Frauenforum. Sie gab die Leitfrage „Feminismus und Religion – (wie) geht das zusammen?“zunächst an die anwesenden Frauen zurück, das Meinungsbild war breit gefächert von Zustimmung über Unschlüssigkeit bis Verneinung.
Eigene religiöse Sozialisation
Sie schilderte einleitend ihre religiöse Sozialisation in der evangelischen Kirche, vom Kindergottesdienst zur aktiven Jugendarbeit und schließlich dem Entschluss, evangelische Theologie zu studieren und Pfarrerin zu werden. Diesen Wunsch gab sie im Laufe des Studiums auf, da ihr die damit verbundenen Regeln bezüglich des Glaubens zu einschränkend waren. Sie studierte zusätzlich Politologie und Philosophie und arbeitete als Journalistin, wurde außerdem Feministin.
Religion und Feminismus
Das Dilemma der gläubigen Feministinnen der 80er Jahre war die Entscheidung, entweder aus der Kirche auszutreten, da sie patriarchale Strukturen hat, oder drinzubleiben, um sie von innen heraus verändern zu können. Abschaffen lasse sich Religion nicht, die Welt ist religiös, daher sei es wichtig, dass es Feministinnen mit religiöser Kompetenz gibt. Ihre Methode, als Feministin religiös zu sein, beruhe zum einen auf der Annahme: Gott will nichts, was die Freiheit der Frau einschränkt und zum anderen aus Zeugnissen von früheren Frauen der Kirche und ihrer Auseinandersetzung damit.
Die Religionen (aber auch andere Weltanschauungen, z.B. die säkulare Philosophie oder demokratische Strukturen) sind patriarchal „verseucht“, diese Einflüsse lassen sich nicht einfach „abkratzen“. In Deutschland werde die Diskussion Feminismus und Christentum kaum noch geführt, da die Religion hier mittlerweile in den privaten Bereich geschoben sei und eher vergleichbar mit kulturellen Vorlieben für bestimmte Filme oder Bücher. Zudem sei der Fokus seit 9/11 viel stärker auf Feminismus im Islam gelegt. Sie legt dar, dass in der öffentlichen Diskussion der Islam oft mit Frauenfeindlichkeit verknüpft werde, was wiederum dazu führe, dass sich manche jungen Muslime frauenfeindlich verhalten, weil es ihrer Religion zugeschrieben werde.
Religiöse Zugehörigkeit
In die Religion werde man in den meisten Fällen „hineingeboren“. Frau Dr. Schrupp hat viele Interviews mit Menschen verschiedener Religionen geführt, und fast alle landeten nach intensiver und kritischer Beschäftigung mit ihrem Glauben wieder bei der Ursprungsreligion. Frau Dr. Schrupp behauptet, als Frau könne sie aus jeder Religion austreten, da die Religion an sich nichts dagegen tun könne. Der Druck komme aus dem sozialen Umfeld. In Deutschland sei dies vergleichbar mit der Aussage, gegen die parlamentarische Demokratie zu sein. Dadurch mache man sich verdächtig, denn es gebe Bekenntniszwang. Hier erntete Frau Dr. Schrupp Widerspruch aus dem Frauenforum. Die Auswirkungen für Frauen z.B. im Iran, die sich von ihrer Religion lossagen, seien viel gravierender als für jemanden, der das politische System in Frage stellt.